Also der Italienurlaub mit vier Erwachsene und zwei Kindern in einem Ford 12M konnte beginnen. Etwas beengt auf der Rückbank zu zweit mit zwei Kindern, die Männer vorne, am Dach einen Gepäckträger mit Plane abgedeckt, der Kofferraumteil, fast am Boden streifend, ging es nach Kärnten über den Katschbergpass mit Halt, weil der Motor heiß lief und kochte. Unser Endziel war Caorle und die Pension Villa Margarita.
Zuvor waren wir noch am Grenzort kurz auf dem Markt in Tarvisio um etwas ital.Einkaufsflair zu schnuppern. Als wir zurück zum Auto kamen hatten sie mir von der Antenne meinen Fuchsschwanz gestohlen, der immer im Fahrtwind so schön baumelte. Also doch „ Mausfallenhändler“ diese Italiener und nicht so heile Welt als ich glaubte um in diesem Land Urlaub zu machen. Heute aus der Mode gekommen. Ich habe aber schon seit damals wieder einen, er ist in Aufbewahrung!
Zurück zum Urlaubsfeeling. Antonio unser ital. Gastgeber war sehr nett, die beiden Zimmer o.K. und am Abend wollten die Kinder natürlich noch ihr versprochenes Gelato verspeisen und etwas die Stände in der Straße beschauen, wobei Kerstin sich ein rotes Hütchen schnappte und aufsetzte um auf dem Gehsteig einen Eiertanz aufzuführen, dass die Passanten stehen blieben und lachten.
Andern Tags dann Eimerchen Sandförmchen und den Schwimmvogel unterm Arm zum Strandio eilen. Opa als Hüter und Aufpasser hintendran, Oma packte ihre Bocciakugeln aus und spielte mit verbissener Mine mit Papa.
Ich hüllte mich vor der Sonne in diverse Handtücher ein, mir war es einfach zu warm. Dann kamen Strandverkäufer vorbei verkauften Melonen und Coco Bello.
Na ja, wir griffen zu. Kerstin und Jan stritten derweil um ein Eimerchen, jeder wollte wohl das Rote.
Später in der Woche wollten wir den Großeltern Venedig zeigen und wir fuhren wieder etwas beengt los.
Den reizenden Stadtteil Mestre von Venedig konnten wir noch als Parkplatz nutzen, ehe uns die Tauben am Markusplatz überfielen. Worauf Kerstin die beste Antwort des Tages parat hatte nachdem sie Futterkörner mit ihrer Hand vergeben wollte und prompt gezwickt wurde : „ Uiii Taube mich fickt hat“. 😂 Dieser Ausspruch bleibt unvergessen und wird immer mal wieder hervorgeholt.
Dann waren dort auf dem Platz noch die vielen Stände, es glitzerte und funkelte nur so von Gondeln mit Gondolieren am Canale Grande. Die Kinder rannten zu den Löwen vor dem Palast und.....plötzlich sagte Oma wo ist Jan Eric. Wir riefen und suchten kein Jan Eric. Panik kam auf, in den Canale gefallen, ertrunkenes Kind ...Mama und ich rannten planlos und suchten und riefen seinen Namen, hinein in Nischen und Hoteleingänge, rissen Clotüren auf und fragten Menschen ob sie einen kleinen Jungen mit hellblauer Latzhose gesehen hätten. Papa unter dessen die Treppen des Palastes hinauf und vom Fenster aus geschaut ob er unter den Menschen zu sehen war. Als wir zu Kerstin und Opa auf den Platz zurückkehrten, wer stand da, Opa und Jan Eric. Verweilte der Schlingel nur zwei Meter weiter wie Opa bestätigte mit hängender Unterlippe vor Faszination, an dem Stand mit den glitzernden Gondeln. Das werte ich heute schon, obwohl gerade erst zwei 1/4 Jahre alt, dass der mal der Kunst verfallen sein würde. Sein Studium an der Akademie und dieser ausgeprägte Sammlertrieb sowie die Perfektion durch das genaue Betrachten, waren schon die Anfänge vom Markusplatz. Eine weitere der unschöneren Episoden dieses Urlaubes der so verheißungsvoll begonnen hatte, war ein Besuch der Insel Murano. Ich erstand eine blaue Schale und Kerstin war schon etwas knatschig und ich trug sie auf meinem Arm und fiel prompt mit ihr die Treppe in Murano hinunter. Gott sei Dank ist ihr nichts passiert, ich hielt sie ganz fest an mich gepresst, nur ich hatte blaue Flecken auf dem Rücken davongetragen, die blaue Schale trug Papa und blieb verschont.
Auf der Heimfahrt ereilten uns dann die Mausfallenhändler nochmals ganz überraschend. Oma machte publik dass sie dringend mal Pipi machen müsse und an der nächsten Einbuchtung der Waldstraße wurde gehalten. Oma stieg aus und verrichtete ihre Notdurft und als sie die Autotür wieder aufmachte, trat ein Mann hinter den Bäumen hervor und öffnete seine rechte Seite des Saccos. Darin hingen lauter Uhren natürlich alle "made in Swiss" und sie sollte eine kaufen. Im Auto sah er auch die Männer sitzen, aber die winkten gleich ab. Dann zog er ein Armband aus der Tasche, sein letzter Versuch da musste Frau doch weich werden. Aber wir wollten den auch wieder los werden und dann hat Opa den geforderten Hunderter gezückt, damit wir endlich weiter kamen.

Das Armband wurde nicht mehr erwähnt, es ruhte in irgendeiner Nachtischschublade jahrelang vor sich hin. Keiner wusste war es echt? Bis die Neugier irgendwann überwog und bei einem Gang in die Stadt hat sie es in einem Juwelierladen vorgestellt. Was glaubt ihr wohl? Nix wert, vergoldet oder Double wie man so landläufig sagte. Ich hatte doch wohl recht, Mausfallenhändler, erster Italienurlaub. Ich habe es für die Nachwelt mal so aufgeschrieben, denn Kerstin war 1968 vier Jahre alt und Jan Eric zwei 1/4, beide können sich an nichts erinnern. Ist doch gut so es später mal nachlesen zu können. Ich hoffe denjenigen die sich nicht gescheut haben ihre Zeit zur Verfügung zu stellen hat es gefallen was ich aufgeschrieben habe. Die Zeit hierfür musste ich auch bereitstellen, es hat mir Freude gemacht.
Herzliche Grüße
Euere Helga